3. April 2023
April 202303

Datenräume sind Datenträume

Was macht man, wenn ein Begriff verbraucht ist? Man erfindet einen neuen! Irgendwann in der letzten Dekade hat die Politik die Daten entdeckt. Sie haben angefangen, die Datensparsamkeit schlechtzureden. Stattdessen war von Datenreichtum, Daten als der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, als das neue Öl die Rede. Doch das gemeine Volk hat mittlerweile verstanden, daß es um ihre Daten geht und daß sie bei der vermeintlichen Wertschöpfung leer ausgehen werden. Reichtum sowieso, aber auch Rohstoffe und Öl sind heute mit Ausbeutung und Neokapitalismus konnotiert – ganz schlecht für die Politik.

Nun, der neue Begriff heißt dann wohl »Datenraum«. Benutzt wird er bei der Diskussion um die Patientenakte und die Zweitverwertung der Daten für »Forschungszwecke« auf EU-Ebene. Mir ist das heute aufgefallen, als Heise ein Update zu dem vor gut einer Woche erschienenen Artikel, den ich auch als Lesetip verlinkt hatte, brachte. Eine kleine Suche auf Wikipedia ergab, daß es zwar tatsächlich einen noch jungen Begriff des Dataspace gibt und der auch in Verbindung mit Big Data in Verbindung steht, aber ich kann mich dennoch nicht des Eindrucks erwehren, daß hier die Politik ein neues Buzzword gefunden hat, wie früher das »Internet of Things«, die »Blockchain«, die »KI« usw.

Um auf das Update in Sachen Gesundheitsdaten, über das ich eigentlich nur kurz verlinken wollte, zurückzukommen: Die Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern kommt in einer Stellungnahme zu dem Schluß, daß die Pläne der EU ungenügenden Schutz der Patientendaten bietet, ja, daß die Pläne datenschutztechnisch zum Teil unzulässig seien.

Überrascht hat mich die Bewertung in keinster Weise. Sie paßt uneingeschränkt zu dem Bild, das ich von der EU und den Mitgliedstaaten habe.