27. Dezember 2022
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Genderspinner wieder unterwegs

Die Genderspinner sind wieder unterwegs. Weil wir ja sonst keine Probleme haben, auch nicht mit den Arzneimitteln selbst (z.B. Verfügbarkeit), wird jetzt diskutiert, ob der eh schon nervige und überflüssige Hinweis bei der Bewerbung von rezeptfreien Medikamenten »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« nicht geschlechterungerecht sei.

Gendergaga vom feinsten. Ich habe es sicher schon einige Male geschrieben. Das Problem ist, irgendwelche Idioten, speziell weibliche, haben mal in die Welt gesetzt, es gäbe keine generischen Begriffe, und ein Begriff wie Arzt würde nur Männer, die den Beruf ausüben, beschreiben. Das ist aus linguistischer Hinsicht natürlich völliger Blödsinn. Es gibt auch nicht nur das generische Maskulinum, auch im Feminimum und Neutrum gibt es solche: der Mensch, die Person, das Kind, davon abgesehen, daß das grammatikalische Geschlecht nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat, welches interessanterweise von den gleichen Leuten, die für das Gendern sind, abgelehnt wird und als »soziales Konstrukt« diskreditiert wird. Von dieser falschen Behauptung ausgehend ist es natürlich leicht, eine Diskriminierung der Frauen, die im Gesundheitssektor besonders stark vertreten sind, zu wittern. So tröten halt gerade die Apparatschiks der Verbände und Vertretungen. Und wenn Dummheit, Idiotie und Widerspruch da sind, dann darf einer nicht fehlen: Gesundheitsminister Lauterbach. Daß der sich diesen Forderungen anschließt, dürfte nun wirklich niemanden mehr überraschen.

Die Welt berichtet u.a. hier und hier darüber, aber auch andere Online-Medien. Muß wohl daran liegen, daß von Weihnachten bis Neujahr medien- und nachrichtentechnisch eine Saure-Gurken-Zeit ist. Da greift man nach jedem Strohhalm (ach Mist, den gibt es dank EU ja auch nicht mehr).

Zum Ende möchte ich das aber kurz noch auf die Metaebene hochziehen: Idioten gab es schon immer. Wenn die sich früher zu Wort gemeldet hatten, haben die meisten Menschen abgewinkt und das dann höchstens noch mit einem mitleidigen Lächeln quittiert. Heute ist es so, daß auf jeder Ebene der Gesellschaft es Leute gibt (häufig in der Minderheit), die das aufgreifen und lautstark weiter propagieren, solange, bis das umgesetzt wird. Wo war, um ein populär gewordenes Wort zu bemühen, der Kippunkt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, und was sind die Ursachen dafür, wer ist verantwortlich? Oder ist es schon immer latent in den Menschen und nimmt halt regelmäßig einen exponentiellen Verlauf – lange Zeit flach verlaufend, um dann mit voller Wucht zuzuschlagen – bis zum bitteren Ende, wie bei so vielem in der Natur? Da fällt mir dieses herrliche animierte Comic wieder ein!

Nachtrag: Zwei Beiträge bei Tichy in diesem Kontext: Gendern statt Hustensaft – Preußen und Apotheker*innen – die Ampel regiert ohne Rast und Ruh und Lauterbachs Schilda – Statt Medikamente: Gendern im Beipackzettel