3. Dezember 2022
Dezember 202203

Na gut, dann nicht

Ich gehe sowieso nicht gerne einkaufen. Weil ich aber für die Feiertage ein paar gute Lebkuchen einkaufen wollte, bin ich »in die Stadt«. Einer der großen Hersteller mietet sich jedes Jahr im letzten Quartal quer über Deutschland in Gastläden ein und verkauft dort sein Sortiment. Ich habe schon gemerkt, daß ich lange nicht mehr da war. Dort, wo eine Baugrube war, steht nun ein fünfstöckiges Hotel. Auch an anderer Stelle ein großes Gebäude, dessen geplanten Nutzen ich nicht erkennen konnte. Dort hatte ich zuletzt ein halboffiziellen Skater-Park in Erinnerung. Was sich auch geändert hat, ist die Parkordnung in der Ecke, wo ich seit gefühlt 30 Jahre kostenlos zu parken pflegte. Ich konnte da heute nicht mehr stehen – nur noch Anwohner, oder montags bis freitags, 8-18 Uhr, zwei Stunden mit Parkscheibe. Nichts für heute, Samstag, nichts mehr zum Shoppen. Wer will schon ständig auf die Uhr schauen, damit er wieder rechtzeitig zurück ist?

So habe ich halt »Plan B« aktiviert. Es gibt noch einen großen kostenlosen Parkplatz. Blöd nur, daß er weit hinter dem anderen Ende der Einkaufsmeile ist. So bin ich also eine dreiviertel Stunde hin und zurück durch die Stadt gelaufen (gute 3km), um in zwei Minuten meine Lebkuchen zu kaufen. Ganz prima.

Gut, es gibt natürlich überall kostenpflichtige Parkplätze und Parkhäuser. Und so früh, wie ich unterwegs war, wäre das auch kein Problem gewesen. Es ist auch nicht wirklich eine Geldfrage. Mir geht das nur gegen den Strich. Das Kassieren der Stadt hat schon parasitären Charakter. Klar müssen die Parkhäuser auch finanziert werden, aber die Gewerbetreibenden zahlen ja auch deshalb Steuer, damit die Stadt ihnen das Gewerbe ermöglicht. und das schließt für mich auch ein, daß die Kunden ins Geschäft kommen können. Der zweite Punkt ist, daß ich nicht einsehe, daß ich eine Art Eintrittsgebühr zahlen soll, um einkaufen gehen zu dürfen.

Liebe Städte, ich muß nicht nicht in Euren verdreckten, ungemütlichen Einkaufsmeilen mit Eintritt einkaufen. Ich habe Alternativen. Zwischen den Städten hier gibt es ein riesengroßes Einkaufszentrum. Ordentlich, sauber, gefühlt paar tausend Parkplätze – kostenlos natürlich –, Freßmeile, Kino und für deutsche Verhältnisse schöne, saubere und auch kostenlose Toiletten – letzteres etwas, was man in der Stadt nicht findet. Letztlich sind dort auch die gleichen Ketten wie in der Stadt. Nur die individuellen Kleinunternehmer sind dort eher nicht vertreten. Und wenn mir das nicht reicht, habe ich ja noch das Internet.

Hört zu: Wenn Ihr wollt, daß ich komme, müßt Ihr etwas tun, nicht ich. Mir ist es völlig egal, ob Eure Innenstädte veröden, weil die Fachgeschäfte durch die lokale, nicht unbedingt zahlungskräftige Kundschaft nicht genügend Umsatz machen, schließen müssen und durch Dönerbuden, Shisha-Bars, 1-Euro-Shops und Ramschläden mit arabischen Schriftzeichen ersetzt werden, dort nur noch »schutzsuchende« Pöbelgruppen und Bettler herumgammeln.