Alle Jahre wieder kommt … die Diskussion um das Tanzverbot am Karfreitag,
speziell in den Social Media. Ich finde die Diskussion furchtbar und die
meisten, die sie darüber aufregen, dumm beziehungsweise doppelmoralig. Ich
bin ja Atheist, aber rege mich nicht über das Tanzverbot auf. Und das liegt
nicht daran, daß ich nicht tanzen kann oder will. Meine Meinung ist:
entweder Karfreitag als Feiertag mit Tanzverbot oder kein Tanzverbot, dann
aber auch kein christlichen Feiertag. Aber das ist ja der heutige
Zeitgeist: Nehmen, aber nicht geben.
Der Vater, der mit seinem Eilantrag gegen das Gendern in der Schule seines Sohnes gescheitert
war, geht nun in die nächste Instanz, unterstützt vom Verein Deutsche Sprache.
Heise hat gestern ein weiteres Update zum Thema Chatkontrolle veröffentlicht. Ein
bißchen Kosmetik veranstalten sie. Schweden schlägt vor,
nummerngebundene Dienste wie SMS aus der Verpflichtung
herauszunehmen. Was das soll, bleibt im Artikel unklar. In dem Artikel geht
es auch um Löschpflichten für Suchmaschinen und Websperren. Aber
zusammengefaßt keinerlei Einsicht, daß die Maßnahmen irgendwie übertrieben
oder illegal sein könnten. Die Kritik von außen scheint völlig
abzuprallen.
Was ich beim
letzten Update
vom Sonntag vergessen habe zu erwähnen: Estland hat tatsächlich
vorgeschlagen, die EU-Charta – eine der wenigen positiven Dinge, die die
Politiker in einem Anfall von Idealismus geschaffen haben – zu ändern
beziehungsweise teilweise außer Kraft zu setzen, um so auch dem
Europäischen Gerichtshof den Wind aus den Segeln zu setzen, ihnen die
Grundlage ihrer Ablehnung von Überwachungsmaßnahmen zu nehmen. Auch
Tschechien fordert massive Überwachungsmaßnahmen. Dicker Hund, oder?
Vergißt man so schnell die Vergangenheit unter der kommunistischen
Zwangsherrschaft?
Der Weg ist vorgezeichnet. Und Abzweigungen wird es nicht geben.
Die NZZ hat ein interessantes Interview mit einem Ökonomen
veröffentlicht: »Für die Bürger wird es gefährlich, wenn es kein Bargeld mehr
gibt.« So pessimistisch der Titel klingt, ist der Inhalt auch. Wir
werden genötigt werden, auf Digitalgeld umzustellen, indem das Bargeld
gegenüber dem Digitalgeld stufenweise abgewertet wird. Vorher werden auch
noch die letzten Schlupflöcher gestopft, sofern das nicht schon getan
wurde, z.B. beim Goldkauf oder Begrenzung von Bargeldgeschäften bzw. des
Außerlandesbringen von Euros. Und wenn es vollbracht ist, kann sich der
Staat bzw. die EU an dem Geld bedienen, von der Ausschnüffelei ganz
abgesehen. Italien hat es bei der Euro-Einführung schon mal heimlich
vorgemacht.
Die Welt berichtet von einer Studie des Bundesinnenministeriums zum Alltag und zu den Einstellungen
bei der Polizei. Sie kommt unter anderem zum Schluß, Polizisten hätten
Vorurteile gegen Obdachlose und Muslime. Daß dieses Ergebnis natürlich von
der derzeitigen Innenministerin Faeser ausgeschlachtet wird, brauche ich
eigentlich nicht zu erwähnen.
In den Leserkommentaren zeigt sich mal wieder die Diskrepanz zwischen der
politischen/medialen Kaste in diesem Land und den Bürgern mit
Lebenserfahrung. Man ist einhellig der Meinung, daß das keine
Vorurteile sind, sondern Urteile, die sich aus der konkreten
Polizeiarbeit ergeben. Die Studie stellt ja selber fest, daß gerade ältere
Polizisten darunter fallen. Unter den Lesern befinden sich vorgeblich auch
Polizisten und solche, die direkten Kontakt zu Polizisten besitzen, und
diese bestätigen, was wir alle wissen: Bestimmte Personengruppen fallen
besonders auf. Da kann Faeser noch so laut von Vorurteilen,
Diskriminierungen, Rassismus, Formen von Menschenfeindlichkeit,
Rechtsextremismus und mit sonstigen Schlagworten aus dem
marxistisch-sozialistischen Gutmenschen-Wortschatz plärren.
Was macht man, wenn ein Begriff verbraucht ist? Man erfindet einen neuen!
Irgendwann in der letzten Dekade hat die Politik die Daten entdeckt. Sie
haben angefangen, die Datensparsamkeit schlechtzureden. Stattdessen war von
Datenreichtum, Daten als der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, als das neue Öl
die Rede. Doch das gemeine Volk hat mittlerweile verstanden, daß es um
ihre Daten geht und daß sie bei der vermeintlichen Wertschöpfung
leer ausgehen werden. Reichtum sowieso, aber auch Rohstoffe und Öl sind
heute mit Ausbeutung und Neokapitalismus konnotiert – ganz schlecht für die
Politik.
Nun, der neue Begriff heißt dann wohl »Datenraum«. Benutzt wird er bei
der Diskussion um die Patientenakte und die Zweitverwertung der Daten für
»Forschungszwecke« auf EU-Ebene. Mir ist das heute aufgefallen, als Heise
ein Update zu dem vor gut einer Woche erschienenen Artikel, den ich auch als Lesetip
verlinkt hatte, brachte. Eine kleine Suche auf Wikipedia ergab, daß es zwar
tatsächlich einen noch jungen Begriff des
Dataspace gibt und
der auch in Verbindung mit Big Data in Verbindung steht, aber ich kann mich
dennoch nicht des Eindrucks erwehren, daß hier die Politik ein neues
Buzzword gefunden hat, wie früher das »Internet of Things«, die
»Blockchain«, die »KI« usw.
Um auf das Update in Sachen Gesundheitsdaten, über das ich eigentlich
nur kurz verlinken wollte, zurückzukommen: Die Datenschutzkonferenz von
Bund und Ländern kommt in einer Stellungnahme zu dem Schluß, daß die Pläne
der EU ungenügenden Schutz der Patientendaten bietet, ja, daß die Pläne
datenschutztechnisch zum Teil unzulässig seien.
Überrascht hat mich die Bewertung in keinster Weise. Sie paßt
uneingeschränkt zu dem Bild, das ich von der EU und den Mitgliedstaaten
habe.
Die Hemmungen fallen immer mehr, sowohl bei der EU als auch in den USA.
Im Rahmen des Bewußtseins um die Privatsphäre hatte sich der Begriff
»privacy by design« gebildet. Programme und Systeme, die mit privaten
Daten, von Gesundheitsdaten bis zu Kommunikationsinhalten, arbeiten, sollen
so konstruiert sein, daß ein Mißbrauch, ein Abgriff der Daten unmöglich
oder zumindest erschwert wird.
Mit dem Vorwand, man könne kriminelle oder terroristische Aktivitäten in
der digitalen Welt nicht mehr verfolgen, »blind und taub« zu werden,
forcieren die »demokratischen und rechtsstaatlichen« EU und USA, diese
sinnvolle Vorgehensweise ins Gegenteil zu pervertieren. Sie fordern »lawful access by design«. Daß solche »Hintertürchen«
vom Staat und auch von Kriminellen früher oder später mißbraucht werden,
ist keine abstrakte Theorie, sondern Lebenswirklichkeit.
Der Blogger Danisch extrapoliert die Entwicklung mit seinem bekannten und meist auch
zutreffenden Pessimismus. Ich teile seine Meinung, die in die Richtung
geht, daß es in nicht allzu ferner Zukunft keinen großen Unterschied
bezüglich der Freiheit mehr macht, ob man in China oder in EU lebt, wobei
die Kontrolle dann noch viel schlimmer ist als heutzutage in China. Einzig
die totalitären Ideologien werden sich unterscheiden – Mao-Kommunismus
versus Öko-Kommunismus.
In die Richtung geht auch eine weitere Heise-Meldung vom heutigen Tage. Sowohl die schon im
Verabschiedungsprozeß fortgeschrittene E-Evidence-Verordnung als auch die
geplante Verordnung zur Chatkontrolle werden vermutlich das Verbot der
Vorratsspeicherung unterlaufen. Und das sei auch von den Mitgliedsstaaten
durchaus gewollt.